david ramirer: schon im ansatz gescheitert

schon im ansatz gescheitert

wie mir heute in einem (weitergeleiteten) e-mail zur kenntnis gebracht wurde, plant der von mir sehr geschätzte kabarettist roland düringer für 2013 ganz großes (bzw. kleines):

"(...) Sollte am 21.12.2012 die Welt überraschender Weise nicht untergehen oder der erhoffte kosmische Bewusstseinswandel unserer Spezies ausbleiben, ist es wohl an der Zeit, Eigenverantwortung zu übernehmen.
Ich werde also selbst Entscheidungen und damit eine Wahl treffen. 2013 werde ich mir eine GÜLTIGE STIMME verleihen und sie behalten, auch wenn man mich auffordern wird, sie wieder abzugeben. Ich werde täglich eine Wahl treffen, indem ich gewisse Dinge abwählen und versuchen werde, Schritt für Schritt Systemen Energie zu entziehen, indem ich sie nicht mehr benütze oder ihre Produkte nicht mehr nachfrage. Mein Plan ist es, aus Systemen ganz oder zumindest soweit auszusteigen, dass sie mir nur mehr als Werkzeug dienen. Wohlgemerkt: sie mir und nicht ich ihnen diene.
Ohne Auto, ohne TV, Radio und Printmedien, ohne Mobiltelefon, ohne Supermärkte und Handelsketten, ohne Plastikgeld und letztlich ohne Internet. (...)"

so weit so nett+lieb (und keinesfalls neu oder besonders innovativ oder aufregend...).

sehr wohl innovativ und spannend ist aber, was düringer im letzten absatz des mails schreibt:

" (...) In Form eines Videotagebuchs werde ich ab 22.12.2012 auf www.gueltigestimme.at über Fortschritte, Erfahrungen und Ereignisse berichten. (...)"

...wie er das "letztlich ohne Internet" machen wird, darauf bin ich wirklich sehr gespannt.

(derzeit ist die website im wartungsmodus, und wenn sie das bis 31.12.2013 bleiben würde, täte mich das nur bedingt überraschen...)

david ramirer - Freitag, 21. Dezember 2012, 12:01

14 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks, die freuden des internets, 2188 mal gelesen

rosenherz - 21. Dez, 15:37

Das halte ich für durchaus möglich, dass er so ganz ohne Supermarkt, Handy, TV, Radio und Printmedien auskommen kann. Da wird halt dann alle paar Tage sein Manager oder der persönliche Assistent bei ihm vorbeischauen und die Geschäftlichkeiten erledigen.
Wer einen Auftritt mit'n Düringer organisieren will, der wird dann wahrscheinlich zu ihm hinfahren mit dem Auto und die Termine persönlich aushandeln.
Außerdem lässt es sich mit der bisher gemachten Kohle ganz gut leben, fernab von Stress und Handelsketten ;-)
Das betont einfache Leben hat bekanntlich ja seinen Preis.

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david ramirer - 21. Dez, 18:22

das ganze so großspurig angekündigte "experiment" hat ja auch einen jahrtausendealten und auch schon ein bisserl abgedroschenen namen: fasten.
mich reisst das ganze gar nicht vom hocker, wirklich nicht: die systeme, von denen er spricht, sind nicht gar so vereinnehmend, wie er tut (nicht jeder ist süchtig nach dem zeug) - die anderen systeme, von denen er nicht spricht - die wären interessanter...

aber wie er ohne internet in einem videotagebuch auf einer website über seine erfahrungen berichten wird - nur darauf bin ich gespannt.

Jossele - 21. Dez, 19:23

Na ja, weiter oben relativiert er ja sein "Fasten" und möchte die Dinge nur noch als Werkzeug benutzen. "Ohne Internet" könnte also ein gefinkelter Anwalt so hinbiegen, dass eigentlich gemeint war, Internet halt nicht so zum Spaß benutzen.
Wenn er´s wirklich konsequent machen würde, wär ich allerdings auch schon gespannt, wie das funktioniert.

Menschen, die, vereinfacht gesagt, kundtun, "diese Gesellschaft interessiert mich nicht mehr" und dann eben dieser Gesellschaft ihr Aussteigen berichten, die sind mir suspekt.
Mann, tu es einfach, für dich, und aus.
Im Internet zu schreiben, "das Internet ist verdammenswert" entbehrt jeglicher Logik.

david ramirer - 21. Dez, 21:15

was er weiter oben von "werkzeugen" schwadroniert ist ja das übliche nüchtern nicht ernst nehmbare esogeschwurbel, das ich so oder in geklonter form schon tausende male auch anderswo lesen konnte.
in kombination mit dem unten vorgestellten videotagebuch allerdings wird es bizarr - und vielleicht, ja eventuell, wer weiß das schon... ist das ganze ein gag. ich würde es ihm wünschen...

denn überall ist hinterholz 8!

;)

lovehunter - 21. Dez, 19:34

Wer hätte ish gedacht, das der Roli einmal so ein radikaler Aussteiger-Fuzi wird ;)
Ich fand dieses Aussteigergetue immer etwas aufgesetzt und nach Publikum heischend. Ich meine, der Ansatz ist ja nicht schlecht. Man sollte sich den so genannten 'Systemen' nicht gedankenlos ausliefern. Ich denke etwa an die geplante Abschaffung des Bargeldes. Die Dummen werden es natürlich erfreut nutzen, weil es ja so praktisch ist, unwissend, dass sie nun noch lückenloser überwacht und gesteuert werden können.

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david ramirer - 21. Dez, 21:12

ich stelle mir gerade vor, wie herr düringer sein ganzes geld als bargeld unter dem wohnwagen bunkert: da kommen sicher einige massive eisenkisten zusammen gefüllt mit kiloweise gold darin.
diesem system z.b. wird er in einem jahr nur kaum entkommen... und das auch nur kaum wirklich wollen.
genau von diesen systemen aber rede ich... er aber nicht.

tief drinnen eben ein spitzen-kabarettist - und kein esoterikguru... als ersteres kann ich ihn akzeptieren, zweiteres wird er auch in einem jahr - düringer sei dank - nicht werden.

Jossele - 22. Dez, 13:52

Hat ja auch kabarettistische Ansätze, sich als Systemkritiker im Sytem zu vermarkten ;-)

rosenherz - 22. Dez, 14:21

In Salzburg gibt es eine Frau auf der Kalchkendlalm, die seit Mai 2012 ohne Telefon, Internet, Spermarkt und Auto lebt. Als Experiment einer ehemaligen Lehrerin.
Da macht die Tochter, die im Tal wohnt, die ganzen Kontakte und Telefonate. Und dann fährt die Tochter auf die Alm, bringt Lebensmittel mit und organsiert das mit all den Anfragen und der Post.

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david ramirer - 22. Dez, 15:52

in afrika, australien und asien gibt es etwa grob geschätzte mindestens 10 millionen menschen, die seit ihrer geburt ohne telefon, supermarkt, internet, auto oder smartphone leben.
kaum jemand kümmert sich bei denen um den kontakt zur "zivilisierten" welt und das schadet weder denen noch interessiert es jemand anderen... selbst bill gates hat schon vor jahren erkannt, dass jemand, der sich täglich zunächst noch darum kümmern muss, dass er etwas zu essen oder zu trinken auf die beine stellt, mit einer high-speed-WLAN-konnektion zum internet oder einem WAP-handy eher weniger anfangen kann.
dass es der emigration eher hinderlich ist, laptop, handy und auto dorthin mitzunehmen sollte eigentlich eine lehrerin auch schon vor einem solchen "experiment" erkannt haben.
wer sich im übrigen dann auf "boten" verlässt, verliert meinen respekt: entweder ganz, oder gar nicht.

warum hier in der "zivilisation" dieses scheinfasten (denn nicht mehr betreiben düringer und die genannte lehrerin) auf so geheucheltes interesse stößt, verwundert mich nicht: ist doch das bedingt neue immer noch scheinbar interessanter als das altbekannte.

in summa ergibt das alles aber nur für mich: heiße luft, schon merklich abgekühlt...

david ramirer - 23. Dez, 00:37

ach, ohne TV komme ich schon seit jahren wunderbar aus (etwa 14 jahre schon! - das fällt auch wirklich GAR nicht schwer...), da vergesse ich gerne mal drauf ;)

keiner der derzeit lebenden menschen hat eine zeit ohne zivilisationserrungenschaften erlebt: eisenbahn, strom und massenkommunikation (zeitung!) gibt es seit mehr als hundert jahren, und diese entwicklungen sind unumkehrbar. umgang mit den erfindungen muss gelernt werden und dafür nimmt sich die menschheit zu wenig zeit - aber man lernt einen umgang mit einer sache nicht, indem man sie nicht benutzt, das ist einfach dumm.
aber: wenn man etwas wirklich nicht benutzen will, dann soll man es einfach lassen und darum kein tamtam veranstalten... von einem "experiment" kann ich darin nichts, aber auch rein gar nichts entdecken.

ich z.b. benutze seit vielen jahren das TV nicht und wüsste nicht, was ich darüber essentielles berichten könnte.
was mir nicht abgeht, beeinflusst mich nicht - aber es beeinflusst andere nach wie vor. - sollte ich mir jetzt anmaßen, darüber besser bescheid zu wissen, weil ich mich einer sache entziehe??
dieses konzept ist schon beim zölibat grenzdebil, wie geistesgestört wird es erst bei internet, handy und supermarkt?

steppenhund - 23. Dez, 00:35

Ich verstehe, dass man sich darüber lustig machen kann.

"letztlich ohne internet" und "www.gueltigestimme.at miteinander zu verknüpfen stellt genau die Dummheit dar, die er normalerweise den Personen andient, welche er personalisiert.
Herr Düringer stellt sich auf dieselbe Stufe, wie die Leute, denen er einen Spiegel vorhalten will.

Vielleicht glaubt er aber auch, dass er www.gueltigestimme.at in der Cloud betreiben kann:)

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david ramirer - 23. Dez, 00:37

www.gueltigestimme.at ist bereits selbst eine cloud zwischen den zähnen ;))

Jossele - 24. Dez, 12:07

Ha, Transistoren am Bart montiert und mit körpereigener Niedrigspannung betrieben, hinein in die Cloud, so macht das Sinn.
(Die Kamera, hmmm...)

david ramirer - 24. Dez, 12:14