4. Folge: Champagner ins Blut
im Schauspielhaus Wien wird derzeit in zwölf Folgen Die Strudlhofstiege von Heimito von Doderer als "Fortsetzungstheaterstück" aufgeführt: 12 Abende, 12 Regisseure, 4 Schauspielerinnen und Schauspieler, 900 Seiten Roman.
Ich begleite, gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Heimito von Doderer-Gesellschaft, dieses Projekt in Form von kurzen Eindruckswiedergaben, die im Doderer-Forum, und hier, nachzulesen sind.
Folge 4: Champagner ins Blut (Aufführung vom 25.1.2008)
Regie: Eike Hannemann
Seite 295-355
Die Bühne wurde im vierten Teil auf einen sehr kleinen Bereich der Schneiderei zusammengepfercht: das längliche Zimmer war zu drei Vierteln mit Sitzgelegenheiten versehen, im letzten Viertel des Raumes wurde ein aufwändiges Environment installiert, welches den vier Schauspielern kaum Platz zum agieren einräumte. Dafür aber hatten drei von ihnen eine Menge an Ausrüstung zur Verfügung, um tontechnisch mitzuhelfen.
Dieser komprimierten Ausgangslage entsprechend wurden die Bewegungen mehr in das Innere der Figur des Majoren Melzer (Johannes Zeiler) verlagert, der die meiste Zeit auf dem Bett bei starkem Kaffee und Wasserpfeife liegt und die Bilder der vergangenen Seiten (bzw. Jahre) an sich vorüberziehen sieht. Aus Melzers "Denkschlaf" wird hier ein drogengestützter Diashowtrip, der nur wenige Elemente bringt, die - wie in den vergangenen Folgen - die Lachmuskeln stark beanspruchen.
Es ist eine sehr hübsche Idee, die Geräusche von den diesesmal nicht im Zentrum des Interesses stehenden Figuren auf der Bühne erzeugen zu lassen. Die präzise Erinnerung an Ereignisse, die bereits passiert sind, aber auch die nachträgliche Lichtung dessen, was beim "Skandal auf der Strudlhofstiege" in Folge 3 jetzt eigentlich wirklich passiert ist, erhebt sich in eine nunmehr auch für das Publikum sinnlich erfahrbare Ebene, wenn die Geräusche von trippelnden Schuhen, Wassergeplatsche beim Rudern und dem Blubbern der Wasserpfeife im Raum rund um Melzer entstehen.
Als alter Bekannter trat René Stangeler (Christian Dolezal) auf der Party beim Rittmeister auf, und knüpfte haarscharf an das an, was er zuletzt in Folge drei gesagt hatte. Solche Türen zwischen den Folgen (und eine Türe war es ja auch, die den Abgang vom Rittmeister und den Auftritt Renés hier bühnentechnisch ermöglichte) erzeugen langsam eine Art Linie im Gewirr der Figuren und Ereignisse.
Obwohl diese vierte Folge von der multimedialen Bandbreite der Mittel am perfektesten inszeniert war, hatte sie doch fühlbare Längen, und riss weniger mit als die anderen drei. Das mag an der etwas doch gar schläfrigen Beschaffenheit des Melzerschen Denkschlafes gelegen haben, der sich übertrug, oder aber auch an der fühlbaren Enge der Schneidereiräumlichkeiten.
Ich begleite, gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Heimito von Doderer-Gesellschaft, dieses Projekt in Form von kurzen Eindruckswiedergaben, die im Doderer-Forum, und hier, nachzulesen sind.
Folge 4: Champagner ins Blut (Aufführung vom 25.1.2008)
Regie: Eike Hannemann
Seite 295-355
Die Bühne wurde im vierten Teil auf einen sehr kleinen Bereich der Schneiderei zusammengepfercht: das längliche Zimmer war zu drei Vierteln mit Sitzgelegenheiten versehen, im letzten Viertel des Raumes wurde ein aufwändiges Environment installiert, welches den vier Schauspielern kaum Platz zum agieren einräumte. Dafür aber hatten drei von ihnen eine Menge an Ausrüstung zur Verfügung, um tontechnisch mitzuhelfen.
Dieser komprimierten Ausgangslage entsprechend wurden die Bewegungen mehr in das Innere der Figur des Majoren Melzer (Johannes Zeiler) verlagert, der die meiste Zeit auf dem Bett bei starkem Kaffee und Wasserpfeife liegt und die Bilder der vergangenen Seiten (bzw. Jahre) an sich vorüberziehen sieht. Aus Melzers "Denkschlaf" wird hier ein drogengestützter Diashowtrip, der nur wenige Elemente bringt, die - wie in den vergangenen Folgen - die Lachmuskeln stark beanspruchen.
Es ist eine sehr hübsche Idee, die Geräusche von den diesesmal nicht im Zentrum des Interesses stehenden Figuren auf der Bühne erzeugen zu lassen. Die präzise Erinnerung an Ereignisse, die bereits passiert sind, aber auch die nachträgliche Lichtung dessen, was beim "Skandal auf der Strudlhofstiege" in Folge 3 jetzt eigentlich wirklich passiert ist, erhebt sich in eine nunmehr auch für das Publikum sinnlich erfahrbare Ebene, wenn die Geräusche von trippelnden Schuhen, Wassergeplatsche beim Rudern und dem Blubbern der Wasserpfeife im Raum rund um Melzer entstehen.
Als alter Bekannter trat René Stangeler (Christian Dolezal) auf der Party beim Rittmeister auf, und knüpfte haarscharf an das an, was er zuletzt in Folge drei gesagt hatte. Solche Türen zwischen den Folgen (und eine Türe war es ja auch, die den Abgang vom Rittmeister und den Auftritt Renés hier bühnentechnisch ermöglichte) erzeugen langsam eine Art Linie im Gewirr der Figuren und Ereignisse.
Obwohl diese vierte Folge von der multimedialen Bandbreite der Mittel am perfektesten inszeniert war, hatte sie doch fühlbare Längen, und riss weniger mit als die anderen drei. Das mag an der etwas doch gar schläfrigen Beschaffenheit des Melzerschen Denkschlafes gelegen haben, der sich übertrug, oder aber auch an der fühlbaren Enge der Schneidereiräumlichkeiten.
david ramirer - Freitag, 25. Januar 2008, 21:00
irgendwie hast du es aber auch
unser buch is übrigens fertig.