D wie Dummheit
die dummheit ist eines der beliebtesten worte, eine der weitverbreitetsten eigenschaften, die wir in der heutigen zeit verwenden, um uns gegen andere abzugrenzen.
kaum haben wir jemand anderen nicht verstanden oder wollen nicht sehen, was der andere sieht oder sehen muss oder sehen will, knallen wir dem anderen seine dummheit um die ohren, meist gleichzeitig meinend, selbst viel intelligenter als der andere zu sein. nur selten haben wir damit recht, in wahrheit ist dieses argument aber auch kein wirkliches, offenbart vielmehr die enorme entfremdung, die zwischen den menschen heutzutage immer mehr zunimmt.
auf diese weise entstehen imaginäre treppenstufen beachtlicher höhe, über die wir ständig hinwegstolpern, besonders dann, wenn es eigentlich an der höchsten zeit wäre, anderen die hand zu reichen und fremde ansichten in einer beherzten diskussion so lange zu beleuchten, bis beide verstanden haben, was der andere darüber denkt. in solchen richtig geführten diskussionen kann auch ruhig die verbale faust fliegen, das gehört dazu - aber die dummheit ist (gemeinsam mit den anderen untauglichen und unfairen argumentationsuntergriffen wie "zu geringem" oder "zu hohem" alter, fehlender "spiritualität" oder willkürlicher geschlechtszuordnungen) sofort mit der gelben karte zu bestrafen, da sie wie ein spiegel wirkt und auf den verwender in seiner ganzen hilflosigkeit zurückstrahlt.
andererseits ist die dummheit aber auch leider eine goldgrube. langes nachdenken wird nicht forciert in unseren raschlebigen zeiten: in den massenmedien kann nicht einmal mehr die seichteste kurzatmigste fernsehserie undurchbrochen betrachtet werden: innerhalb von einer zwanzig minuten dauernden episode wird nach zehn minuten bereits eine fünf minuten lange werbeunterbrechung eingebaut, um nur ja keine gedanklichen kontinuitäten aufkeimen zu lassen. dummheit wirkt, in diesem kontext, wie eine undurchdringliche nebelkappe, die jeder ständig durchbrechen möchte (oder muss) wie ein ertrinkender, der nach einem strohhalm greift.
wir sollten sehr gut unterscheiden können zwischen der dummheit, die gewollt und aufgesetzt wird und der dummheit, die jeder selbst zu verantworten hat, mit der jeder mensch tagtäglich ringt.
"Mein eigentliches Werk besteht, allen Ernstes, nicht aus Prosa oder Vers: sondern in der Erkenntnis meiner Dummheit."
(Heimito von Doderer)
- - - - - - -
p.s.:
ich habe die kommentarfunktion zu diesem beitrag deaktiviert, weil ich die faxen zu diesem thema wirklich dicke habe!
es scheint nicht möglich zu sein, über dieses thema halbwegs wertschöpfungsbegabt zu diskutieren, und das gilt für alle beteiligten.
zu viel mist hängt an dem wort, vielleicht geht es in 100 jahren besser. ich hoffe es.
kaum haben wir jemand anderen nicht verstanden oder wollen nicht sehen, was der andere sieht oder sehen muss oder sehen will, knallen wir dem anderen seine dummheit um die ohren, meist gleichzeitig meinend, selbst viel intelligenter als der andere zu sein. nur selten haben wir damit recht, in wahrheit ist dieses argument aber auch kein wirkliches, offenbart vielmehr die enorme entfremdung, die zwischen den menschen heutzutage immer mehr zunimmt.
auf diese weise entstehen imaginäre treppenstufen beachtlicher höhe, über die wir ständig hinwegstolpern, besonders dann, wenn es eigentlich an der höchsten zeit wäre, anderen die hand zu reichen und fremde ansichten in einer beherzten diskussion so lange zu beleuchten, bis beide verstanden haben, was der andere darüber denkt. in solchen richtig geführten diskussionen kann auch ruhig die verbale faust fliegen, das gehört dazu - aber die dummheit ist (gemeinsam mit den anderen untauglichen und unfairen argumentationsuntergriffen wie "zu geringem" oder "zu hohem" alter, fehlender "spiritualität" oder willkürlicher geschlechtszuordnungen) sofort mit der gelben karte zu bestrafen, da sie wie ein spiegel wirkt und auf den verwender in seiner ganzen hilflosigkeit zurückstrahlt.
andererseits ist die dummheit aber auch leider eine goldgrube. langes nachdenken wird nicht forciert in unseren raschlebigen zeiten: in den massenmedien kann nicht einmal mehr die seichteste kurzatmigste fernsehserie undurchbrochen betrachtet werden: innerhalb von einer zwanzig minuten dauernden episode wird nach zehn minuten bereits eine fünf minuten lange werbeunterbrechung eingebaut, um nur ja keine gedanklichen kontinuitäten aufkeimen zu lassen. dummheit wirkt, in diesem kontext, wie eine undurchdringliche nebelkappe, die jeder ständig durchbrechen möchte (oder muss) wie ein ertrinkender, der nach einem strohhalm greift.
wir sollten sehr gut unterscheiden können zwischen der dummheit, die gewollt und aufgesetzt wird und der dummheit, die jeder selbst zu verantworten hat, mit der jeder mensch tagtäglich ringt.
"Mein eigentliches Werk besteht, allen Ernstes, nicht aus Prosa oder Vers: sondern in der Erkenntnis meiner Dummheit."
(Heimito von Doderer)
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p.s.:
ich habe die kommentarfunktion zu diesem beitrag deaktiviert, weil ich die faxen zu diesem thema wirklich dicke habe!
es scheint nicht möglich zu sein, über dieses thema halbwegs wertschöpfungsbegabt zu diskutieren, und das gilt für alle beteiligten.
zu viel mist hängt an dem wort, vielleicht geht es in 100 jahren besser. ich hoffe es.
david ramirer - Mittwoch, 15. Januar 2014, 16:55
- 0 Trackbacks, stoeckchen, 2278 mal gelesen