...ist abgesoffen.
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david ramirer - Mittwoch, 18. Februar 2009, 12:49
am verwichenen samstag hatte ich, leider, lebensnotwendige einkäufe zu tätigen und machte mich notgedrungen auf den weg zu einem nahegelegenen einkaufstempel. eine unmenge anderer menschen drängte ebenfalls zu diesem umschlagsplatz käuflicher träume und strömte aus den umliegenden gemeindebauten und anderen wohnvorrichtungen auf den gehsteigen ihrem ziele zu. ich mittendrin.
am glacis dieser von glitzerndem schmucke durchsetzten konsumhochburg (das jedoch, anders als in der früheren historie, nicht aus einer enormen grasfläche besteht, sondern aus schmuckem beton) verkaufen die fahrenden händler in den paar wochen vor dem 24. dezember tannenbäume. diese bäume werden dann von den menschen zuhauf gekauft und dann in den wohnungen mit girlanden, kerzen, glitterzeug, windgebäck und schokolade drapiert, manchmal auch angezündet. nach ein paar tagen landen diese bäume dann auf den straßen - aber zu diesem ganzen baum vernichtungskomplex gibt es bereits jede menge legenden und literatur... das spare ich hier aus, ich schweife, glaube ich, ein wenig ab.
als ich also am samstag noch vor dem glacis mich befand (ich bewegte mich zügig auf dem gehsteige zu fuß auf dieses zu), ging hinter mir ein älteres ehepaar mit gleichem ziele, ich hatte die beiden mit raschen schritten links überholt, und sah (gemeinsam mit den beiden älteren mitbürgern, die nun bereits hinter mir waren), einen mann vom tannenbaummarkt kommen, der bereits erfolgreich den austausch von geld gegen baum vorgenommen hatte: unter dem rechten arm trug er eine liebevoll in ein netz gehüllte tanne, die nur darauf zu warten schien, bald im eigenheim als prächtiger raumschmuck ihre flügel auszubreiten. der mann, der die tanne so liebevoll trug, hatte dunkle hautfarbe.
die reaktion der beiden älteren semester hinter mir war für mich verblüffend, denn sie machten ihrer spontanen freude dieses anblicks sogleich luft und der mann, glaube ich, sagte zu seiner frau: "ah schau - do hot er schon sei bamerl!".
"er" hat also sein "bamerl", der dunkle mann, der fremde, der halt auch versucht, die kultur unserer doch zivilisierten breiten zu assimilieren. so etwas freut die ältere generation natürlich besonders. dieser mann verkauft keine drogen, nein, er kauft sich einen tannenbaum, das ist doch ein anfang! "er" hat sein "bamerl" schon, er ist also am besten wege dazuzugehören. was für eine freude: er hat sein bamerl.
ich habe dann dem ganzen ein "o" eingefügt, das ich vom bekannten gassenhauer "oh tannenbaum" entwendet habe, denn dort gibt es genug davon... dadurch wurde aus dem satz: "ah schau - do hot er schon sei obamerl", und das war dann auch schon der ganze kalauer, mehr kommt da nicht mehr, und die welt ist wieder in ordnung, dank diesem o.
lasset uns daran glauben, wenigstens heute.
david ramirer - Dienstag, 16. Dezember 2008, 08:58