nationalpark hohe tauern 2007

Mittwoch, 18. Juli 2007

V. tag / 16. juli 2007 / heimreise

(IV.)

in dem privathaus, in dem ich mich einen tag zuvor untergebracht hatte, standen viele alte schreibmaschinen...

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...und ich bekam ein gutes frühstück am morgen:

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mit dem postbus fuhr ich dann von hollersbach direkt nach zell am see, wo ich den bus mit dem zug vertauschte...

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...um über salzburg direkt nach wien zu sausen...

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...wo ich gegen 15:30 in hütteldorf ausstieg.

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* * * * * * *

epilog
der sonnenbrand in meinem gesicht ist enorm. in großen brocken platzte mir der eiter von wange, nase und stirn, und die darunter liegenden hautpartien sind gerade dabei, sich abzutrennen. auch daheim habe ich daher wenig schlaf gefunden in den ersten nächten. joghurtmasken helfen da nicht viel, am besten wirkt da geduld und hingabe an den schmerz. aber es ist nicht nur der gletscher mit seinem mich verbrennenden licht, der mir respekt abrang, es ist die ganze energie der berge, die mich einiges lehrte. zum einen ist es nicht gut, so eine tour alleine zu machen (auch wenn es gut war, diese tour alleine zu machen). die gefahren auf einem gletscher sind einfach zu enorm. kameradschaft ist hier nicht nur wesentlich, sondern auch im fall der fälle lebensrettend.
viel mehr als das zählt aber für mich die nähe und das nunmehr noch viel größere verständnis für meinen großvater, den ich in den vergangenen langen jahren nicht immer als mensch verstanden habe. er war wohl - zu einem großen teil - in dieser bergwelt daheim, die so ruhig daliegt, die so gefährlich - aber auch so friedlich - existiert, und er kannte die berge wohl besser als er mich kannte, und ich ihn kannte. über den umweg dieser reise habe ich teilweise sehr nahe an meinen großvater herangefunden, und das ist mir eine schmerzhafte häutung der gesichtshaut allemal wert. wie gerne wäre ich mit ihm dort oben gewesen, wie gerne hätte ich ihm zugehört, wenn er mir etwas von den bergen erzählte; und wie glücklich bin ich darüber, dass ein teil von ihm wohl auch in mir steckt und ich deswegen die nähe der berge so selbstbewusst und selbstsicher suchte.
ich möchte daher diese reise und meine bilder und gedanken seinem liebevollen andenken widmen.



opa
Karl Winter
* 29. August 1913
+ 2. Juli 1985



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david ramirer, wien, 18. juli 2007

IV. tag / 15. juli 2007 / von der neuen prager hütte über die gamsleiten und den fürther weg zur fürther hütte und weiter nach hollersbach (pinzgau)

(III.)

auch auf der neuen prager hütte fand ich in dieser nacht vom 14. auf den 15. juli kaum eine stunde schlaf. ich war auch nach diesem zweiten tag wieder viel zu innerlich aufgewühlt und erregt, um in den schlaf sinken zu können, zudem lag ich in einem lager gemeinsam mit sieben anderen männern, von denen einer irgendwann gegen zwei uhr früh heftigst zu schnarchen begann. ich hörte etwa eine dreiviertel stunde dem sich dauernd leicht modifizierenden konzert zu, bevor ich mich erhob, ihn sanft an den beinen rüttelte und bat, sich doch auf die seite zu drehen. doch es nutzte wenig: ich konnte auch in der daraufhin eintretenden stille nicht schlafen.
nach einem frühstück um sechs uhr legte ich wieder meine schuhe an und machte mich schon vor sieben uhr auf den weiteren weg zur alten prager hütte (2489m), die nicht weit weg am selben berghang liegt.

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rund um die alter prager hütte grasten ein paar hübsche schafe, die mich misstrauisch beäugten, als ich vorbeiging.

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nach einer buttermilch (ein halber liter!) ging ich über die "gamsleiten" hinunter zur brücke über den viltragenbach. der weg dorthin bot großartige blicke ins tal und an zwei stellen auf und neben dem weg sah ich freilebende tiere in einer nähe, die ich nie für möglich gehalten hätte. an einer stelle hörte ich hinter mir ein deutliches piepsen unter einem stein und sah, zurückblickend mehrere marder aus ihrer höhle furchtsam herausblicken...

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...und wenige hundert meter weiter etwas oberhalb des pfades einen steinbau von zwei murmeltieren, die mich ungläubig anstarrten...

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...und meine kamera hat brav all dies dokumentiert. danke an dieser stelle an die firma canon für die großartige ixus 60 :-)
bei 2215 höhenmetern überschritt ich den viltragenbach, und pausierte dort ein wenig.

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dann machte ich mich auf den wiederaufstieg zum sandebentörl (2751m). der weg dorthin führte am beginn wieder über mächtige felsblöcke, die den aufstieg zu einer wahren freude für mich machten.

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(dieser würfel hat eine kantenlänge von etwa 60 zentimeter!)

zwischendurch labte ich mich an frischen quellen...

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...bevor ich schließlich am sandebentörl anlangte, wo einige kleinere seen vor meinen augen lagen.

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nach kurzer rast dort oben in dieser mulde zwischen seekopf (2921m) und abretter (2751m), von wo aus ich schon den kratzenbergsee (2167m) in der ferne sah...

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...machte ich mich am fürther weg weiter zu gleichnamiger hütte, die auf 2201 meter seehöhe mich erwartete.

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der sehr nette hüttenwirt auf der fürther hütte erlaubte mir, an einer steckdose in der gaststube den akku meiner kamera aufzuladen (was diese schon dringend benötigte). meine eigenen akkus lud ich mit schiwasser und einem kaiserschmarrn wieder auf. ein paar ältere deutsche bergkumpel baten mich um einsicht in meinen bergführer, der ihnen viel respekt abrang ("na, das ist ja der allerneueste bergführer, junge! darf ich da mal reinschauen?"). ich lauschte beim verzehr meines schmarrns ihren fachsimpeleien über meiner auch ausgeborgten ök50-karte und machte mich aber bald darauf wieder auf den weg um noch vor einbruch der dunkelheit nach mittersill zu gelangen (es wurde dann doch nur hollersbach draus, aber zu dem zeitpunkt wusste ich das noch nicht).
der weg von der fürther hütte ins tal ist sehr einfach. der pfad im berg hat fast treppencharakter. aber die aussichten während dieses abstieges gehörten zum beeindruckendsten der ganzen tour:

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dieses idyllische tal, aus dem der hüttenbach entspringt (der dann gemeinsam mit dem seebach zum hollersbach wird) liegt da inmitten der es einschließenden bergkronen wie eine fruchtbare eigene welt, so unschuldig und unberührt wie eine oase in der wüste. kühe grasten, wiederkäuten und rasteten darin, und zwischen all dem entstand der bach aus dem geschmolzenen eise aus den bergen, vermischt mit quellwasser. dieser anblick am ende meiner reise durch den nationalpark war einer der dinge, die mich nachhaltig bewegten. es war wie der "blick in eine andere wirklichkeit", die wie in einer seifenblase oder einer glaskugel konserviert wurde, wie ein blick um hundert- oder tausend jahre zurück, wo es dort wohl genau so ausgesehen hat.

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ich querte den hüttenbach und begab mich ins hollersbachtal, das ich sehr zügig auf der ersten straße seit drei tagen durchwanderte.

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im gasthof edelweis...

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...stärkte ich mich noch einmal mit einem schiwasser. der nette hüttenwirt wollte mir mit seinem fernglas ein paar hirsche am nahen bergkamm zeigen, doch ich erkannte sie nicht. ich sah nur kühe auf der weide grasen. mir fehlt wohl hier der "blick" für diese tiere. egal: ich ging weiter entlang des hollersbaches nach hollersbach (807m), ließ den nationalpark hinter mir, und wurde am weg dorthin unweigerlich wieder von der zivilisation umfangen und nahm mir in hollersbach kurzerhand ein privatzimmer für die letzte nacht vor der heimreise.

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V.

III. tag / 14. juli 2007 / von der defregger hütte über den großvenediger (3666m) zur neuen prager hütte

(II.)

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um halb sechs stand ich nicht auf. lediglich mein fotoapparat wurde mit dem selbstauslöser dazu genötigt, aktiv zu werden.
geschlafen hatte ich in dieser ersten nacht in den bergen so gut wie gar nicht. viel zu aufgewühlt und aufgeregt von den erlebnissen des vergangenen tages wälzte ich mich von einer seite auf die andere und fand keinen schlaf. aber ich ruhte dennoch, wenn auch traum- und schlaflos. manche hüttengäste gingen erst viel später als die hüttenruhe (22 uhr) zu lager und lachten und plauderten noch ein wenig (nicht ohne von anderen schlummern wollenden berggehern dafür lautstark gemaßregelt zu werden (was nicht viel nutzte)).
wie gesagt, ich schlief nicht. um sieben uhr stand ich auf und nahm ein frühstück zu mir. nach diesem regenerierte ich mich ein wenig, ich schrieb meinen tagebucheintrag vom vortag und las in doderers roman "die dämonen". dazu setzte ich mich ins freie vor die hütte in die vormittagssonne zu den anderen hüttengästen...

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...und ich überlegte, welchen weg ich wohl weitergehen sollte.
ich entschied mich dann, den großvenediger anzugehen. es erschien mir wenig praktikabel, so weit gekommen zu sein und nun wieder umzukehren. da ich mich seltsamerweise sehr ausgeruht und fit fühlte, brach ich gegen halb zehn uhr auf und ließ die defregger hütte hinter mir um nun wirklich das mullwitzaderl mit seinen steinmännchen aufzusuchen, wo es nicht mehr weit zum rainertörl war.

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in der ferne, am inneren mullwitzkees, vom rainertörl kommend, sah ich schon die seilschaften gehen: kleine punkte auf gebogenen wegen quer über den gletscher.

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es herrschte reger verkehr hier am letzten abschnitt zum großvenediger. sicherlich waren etwa sechs bis acht seilschaften unterwegs, die alle vom venediger und den anderen gipfeln in der gegend herauf- und herunterschritten. ich war der einzige, der alleine unterwegs war (dies sei keinesfalls der nachahmung empfohlen, und auch ich werde es nicht wieder tun). der weg über den gletscher war sehr ausgetreten, es war nicht schwer, sicheren stand zu finden und die wanderstecken sicherten mich zusätzlich. so kam ich relativ rasch gemeinsam mit zwei anderen seilschaften am gipfel des großvenedigers (3666m) an.

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am gefährlichsten sind die letzten etwa 30 meter vor dem gipfel, wo man am grat entlang gehen muss. da aber auch dieser letzte teil sehr ausgetreten und vorbehandelt war, hatte ich bei jedem tritt das notwendige gefühl von sicherheit um weitergehen zu können.
der abstieg zur neuen prager hütte führte mich am rainertörl und -horn vorbei über den schlatenkees...

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...der sich wie eine weiße wüste mit seinen dünen unter meinen füßen hinzog. die sonne hatte ich bei diesem abstieg überwiegend in meinem rücken, doch da der schnee 90% des sonnenlichtes reflektiert, bekam ich alles voll ins gesicht (doch davon später mehr :-) ).
am weg zur neuen prager hütte, als ich endlich nach fünf stunden den gletscherboden wieder verlassen konnte...

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...sah ich bald eine der vielen gletscherwasserquellen und füllte meine flasche dort begeistert mit frischem, sehr kaltem wasser.

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der letzte teil des weges zur neuen prager hütte führte über viel schnee und fels, war aber vergleichsweise einfach zu bewältigen. es war unbeschreiblich schön, links und rechts und unter mir beständig wasser, das aus dem eis bricht zu hören und zu sehen, dazu die gleißende sonne und der harte fels mit dem kalten schnee. die elemente vermählten sich in dieser landschaft auf das harmonischste. in der neuen prager hütte (2782m) bezog ich um 16 uhr bereits mein lager.

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da ich gestern so spät erst zur ruhe gekommen war, gedachte ich heute früher in den schlafsack zu gelangen. sofort nach lokalisieren meiner schlafstelle ruhte ich dort ein paar stunden aus (wenngleich ich nicht schlafen konnte). auf meiner haut spürte ich noch die sonne des gletschers nachstrahlen. erste spürbare anzeichen eines veritablen sonnenbrandes im gesamten gesicht, der mich noch beschäftigen sollte. doch hier in der hütte empfand ich das als wunderbare erfahrung: die sonne war auf mir hängen geblieben, ihre helle strahlende kraft hatte sich in meine poren eingegraben und diese hatten ihre energie gespeichert. dieses gefühl war mit einem "korpergedächtnis" vergleichbar und ich schwelgte darin (zu diesem zeitpunkt schmerzte dieses "feuer" noch nicht :-) ).

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ich nahm dann einen leberkäse mit kartoffelsalat und brot zu mir (das erste warme essen seit einem ganzen tag), schrieb mein tagebuch und legte mich sehr früh hin, um hoffentlich in dieser nacht mehr schlaf zu finden.

IV.

II. tag / 13. juli 2007 / von prägraten (osttirol) über den eissee und das walhorntörl zur defregger hütte

(I.)

ich stand um 7 uhr auf, um das im zimmerpreis enthaltene frühstück möglichst bald zu mir nehmen zu können. ich wollte möglichst bald "in den berg", weil touren in den bergen schon traditionell früh beginnen. in einem tagebucheintrag meines großvaters zur "glocknerüberschreitung" aus dem jahre 1947 steht dazu folgender absatz:

Die bevorstehende Bergfahrt beschäftigte meine Gedanken derart, daß ich die wenigen Stunden vor unserem Aufbruch, nur im Halbschlaf, auf den Matratzen der Hoffmannshütte hindöste und immer auf die Uhr schaute, um ja nicht Zeit zu verschlafen. Endlich war es so weit, halb drei uhr früh, meine Bergkameraden waren auch sofort auf und bei Kerzenlicht schlüpften wir in unsere Kleider. Wie erstaunt war ich, als ich in den kleinen Gastraum der Hütte hinüberging und in der anschließenden Küche Licht und Feuer brannte, der Hüttenwirt Herbert Zitterer lies es sich nicht nehmen, uns trotz der frühen Stunde ein warmes Frühstück, Polenta und Kaffee zu bereiten. Es ist dies eine Art von Bergkameradschaft, wie man sie leider sehr selten bei Hüttenpächtern findet, außer es sind Menschen die so mit den Bergen verbunden sind wie eben Herbert Zitterer von der Hoffmannshütte.

nach dem frühstück schlichtete ich die ausrüstungsgegenstände im rucksack noch ein letztes mal um, da mir die reihenfolge der dinge und die verpackungslogistik noch nicht gefiel. dann aber, endlich, konnte es losgehen.
um halb neun uhr ging ich von prägraten (1309m) hinauf zur bodenalm (1948m), durch den vormittäglich in der sonne schon duftenden wald, vorbei an den fällen des timmelbaches, und ich füllte an einer quelle meine trinkflasche.

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auf der bodenalm rastete ich kurz und nahm ein käsebrot zu mir. dieses war sehr hübsch garniert, das brot war gar nicht zu sehen, sogar blumen lagen oben drauf. dazu trank ich ein "schiwasser" (so nennt man hier wasser, das mit himbeersaft versetzt wird) und ein viertel liter buttermilch von der alm, deren geschmack mich an meine kindheit erinnerte.

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danach ging es weiter dem timmelbach entlang hinauf zur mir schon bekannten eissehütte, die man vom eingang des tales, in dem der timmelbach fließt, die ganze zeit vor sich sehen kann. es ist frappierend, wie wenig die größe der hütte sich verändert, wenn man weitergeht. sie scheint immer noch endlos weit weg zu sein. aber das machte mir nichts. der weg über die wallhornalm ist sehr idyllisch und einfach und ich ging im hellen sonnenschein hurtig dahin und machte keine pause mehr bis zur eissehütte (2521m).

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die einzigen pausen legte ich immer nur kurz bei den quellen ein, die von links herunterströmen, denn das frische klare wasser direkt aus den felsen ist von einer erfrischenden klar- und reinheit, dass ich nicht anders kann, als da mindestens meine hand kurz hineinzuhalten bzw. davon zu trinken.

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ich habe schon bei einer tour am schneeberg gesehen, wie schmetterlinge sich auf hundescheisse niederlassen. hier haben sie dank der kühe eine etwas größere auswahl am buffet:

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nach einem "schiwasser" und einem heissen tee auf der eisseehütte (denn mein hals war ein wenig rauh von der ungewohnt frischen luft hier heroben) konnte ich es kaum erwarten, weiter zum eissee zu gelangen, der bei meiner reise hierher vor vier jahren, damals im beginnenden regen, einer der höhepunkte war, wie ein auge daliegend, blau-grünlich schimmernd und den himmel reflektierend. damals war meine frustration hoch, dass die kamera gerade da ihre beiden batteriesätze willkürlich abrupt von jeder energie entleert hatte und ich kein einziges foto von diesem see machen konnte. diesesmal sollte das nicht so sein.
doch noch mehr als auf den see selbst freute ich mich auf die ihn umgebende berglandschaft. diese ist von der stimmung her "außerirdisch", anders kann ich es nicht nennen. auf einer enorm großen fläche breiten sich teilweise sehr wuchtige felsen aus, die von den umgebenden gipfeln herabfließen. über diese felsen kann/muss man aber sehr gut hinwegklettern bzw. von einem felsen zum anderen springen, was ich mit einer leichtigkeit tat, die mich selbst erneut verblüffte. bin ich in einem früheren leben eine gemse gewesen?

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und da lag er dann, der eissee (2664m):

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rasch nahm ich den markierten weg hinunter, um meine füße darin zu kühlen (bis dahin hatte der see wohl trinkwasserqualität :-) )

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ich pausierte nicht lange am see. nach einem kurzen studium meiner karte entschied ich mich, zum wallhorntörl (3045m) zu gelangen um von dort zur defreggerhütte weiterzugehen; doch ich hatte keine lust mehr, nur auf den (rot) markierten wegen weiterzugehen. in den ök50 karten gibt es auch punktierte und linierte wege, die zum teil alte pfade bezeichnen. ich wollte auf diesen pfaden zum wallhorntörl gelangen und sah rechts von meiner lagerstatt am see eine kurze passage über felsen, die mich in die nähe so eines alten pfades führte.

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diese passage nahm ich mit großer freude und leichtigkeit. ich habe mich selten so sicher und behende gefühlt, so absolut überzeugt davon, dass jeder schritt und jeder tritt der richtige ist. es ist für mich bisweilen erstaunlich, wie der berg zu mir sprechen kann: "komm hier entlang" oder "hier geht es weiter". so gelangte ich zum granaberkees und über dieses gelangte ich so zur seekopfscharte (3042m).

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hier rastete ich wieder kurz. der wind wurde hier oben doch schon etwas kühler, ich hatte zusätzlich zu pullover und jacke auch noch die regenjacke und meine handschuhe angezogen. auch meine bergstecken waren bei der kurzen querung des kees (gletschers) bereits zum einsatz gekommen. bei meinem kurzen aufenthalt hier oben fand ich etwas, das ich mit besonderem nachdruck wieder mit ins tal genommen habe, etwas, was mir die endgültige moralische begründung dafür gab, diesen abseits der markierten wege gelegenen weg zu beschreiten.
offenbar hatten auch andere vor mir den weg hierher gefunden, und diese anderen hatten auch fotografiert... denn es lag hier unter einem steine eine aufladbare batterie, wohl schon seit einigen monaten. derartiges hat hier nichts zu suchen, also steckte ich sie in meine regenjackentasche.

batterie

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weiter ging es über den grat zum hinteren (3234m) und vorderen (3282m) seekopf, am kees in einer bereits betretenen spur vorbei an der weißspitze (die sich zeitmäßig einfach nicht mehr ausging) zum wallhorntörl. das stapfen im tiefen schnee war sehr ermüdend und ich kam ziemlich erschöpft und mit nassen schuhen um 20:20 am törl an.

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der letzte wegabschnitt war jetzt noch die gletscherquerung zum defreggerhaus, die sich - meiner einschätzung nach - noch vor einbruch der absoluten dunkelheit ausgehen sollte, denn ich hatte ja noch etwa eineinhalb stunden tageslicht zur verfügung. also ging ich es an. über das schneebedeckte eis ging ich in einer bereits doppelt ausgetretenen spur über den gletscher, immer bei jedem tritt die sicherheit des standes prüfend und mit den wanderstecken die standfestigkeit sichernd.

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problemlos kam ich über den gletscher, während sich rund um mich die dämmerung zu senken begann.

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doch die größe des gletschers hatte sich seit der aufnahme meiner karte (sommer 1984) doch erheblich verkleinert und so stand ich bald auf nacktem fels, doch dort, wo laut der karte die defreggerhütte sein sollte, da war nichts, und ich irrte weiter, jetzt schon von wirklich stark zunehmender dämmerung umgeben. die stimmung war - trotz der etwas beunruhigenden situation - herrlich. ich ging über große felsblöcke, vorbei an kleinen gletscherschmelzwasserseen und sah in der ferne die steinmännchen auf dem mullwitzaderl (3244m) die ich in meiner phase der desorientierung für die schornsteine der defreggerhütte hielt. mich wunderte nur, warum kein rauch daraus in den nachthimmel aufstieg. ich ging also weiter auf dieses einzige element der landschaft zu und machte mich schon mit dem gedanken vertraut, hier im freien notbiwakieren zu müssen, da ein weitergehen im völlig dunklen viel zu gefährlich ist (trotz taschenlampe).
gerade als ich mich endgültig mit meiner situation abgefunden hatte und mich mental schon auf das aufschlagen des nachtlagers hier in einer erdmulde eingestellt hatte, querte ich einen kleinen grat und sah wenige höhenmeter unter mir die lichter der defreggerhütte (2953m), und hatte damit den alten spruch "wenn du wirklich glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein lichterl her" am eigenen leibe erlebt.
selbstverständlich erinnerte mich auch dieses erlebnis sehr an das tagebuch meines großvaters, der bei eben dieser schon erwähnten glocknerquerung im jahre 1947 folgendes erlebt hatte:

Fest und rank war der Fels, jeder Griff und Tritt machte mir Freude und lies all das vergangene vergessen. Tief drunten im Tal war es bereits Nacht, einzelne Lichter flimmerten auf und die dunklen Schatten krochen immer höher und höher und wir kletterten mit ihnen um die Wette und blieben Sieger. Um halb neun Uhr abends drückten wir uns am Gipfel des Glockners glücklich die Hände. Gerade so, als hätte sie auf uns noch gewartet, um zu sehen ob wir es doch noch schafften, senkte sich jetzt das letzte Segment der scheidenden Sonne hinter der erhabenen Bergwelt im Westen; In märchenhaften Silhuetten stehen die königlichen Formen der Dolomiten im Süden und ihr dunkler werden mahnt uns zum Abstieg. Um halb elf Uhr abends erreichten wir die Adlerruhe.

wirklich mit dem letzten rest licht betrat ich die hütte, es war 22 uhr. ich zog die bergschuhe und den rucksack aus und steuerte die gaststube an, um dort ein schiwasser zu trinken. selten genoß ich ein getränk so, selten fühlte ich die behaglichkeit einer berghütte derart eindringlich.

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nach dieser erfahrung war mir nicht klar, ob ich mich nicht mit dem vorhaben dieser tour übernommen hatte, und ob ich nicht umkehren sollte (z.b. über die johannishütte und die sajathütte zurück nach prägraten) doch eine entscheidung darüber traf ich nicht mehr, dafür war ich einfach zu erschöpft und emotional aufgewühlt, ich wollte nur mehr ruhen.
ich bat um ein lager für die nacht und legte mich sehr bald hin.

III.

I. tag / 12. juli 2007 / anreise



vorbemerkung
ich war als kind mit meinen großeltern mehrmals im virgental in osttirol, in dem kleinen ort hinterbichl. meine erinnerungen an diese zeit sind nicht sehr konkret, eher vage. ich erinnere mich an eine mühle, an wiesen, an wasserfälle, an berge rundum. warum wir des öfteren dorthinfuhren, das wusste ich damals nicht. heute weiß ich, dass wir es sicherlich wegen der berge dort taten. mein großvater war ein passionierter bergsteiger und wollte im urlaub, während seine frau und das enkerl im tal sind und sich erholen, ein paar touren machen.

vor vier jahren nun, gemeinsam mit eva, war ich dort, mehr oder weniger um diese gegend im zustand "völliger aufmerksamkeit" noch einmal zu sehen. wir wohnten damals in einem biobauernhof in bichl, einem ort, der noch etwas kleiner ist als hinterbichl; und ich fand dort die mühle...

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...und die (umbal-)wasserfälle...

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...und bei den langen und schönen gemeinsamen touren bekam ich einen eindruck von der schönheit dieser landschaft, von der energie, die diese berge besitzen und abgeben.
damals vor vier jahren war ich etwas traurig, dass kein "gipfel" genommen werden konnte - es ging sich einfach gemeinsam nicht aus (konditionsmäßig und organisatorisch). denn unser fixes zimmer war in bichl und dahin wollten wir (schon wegen des frühstücks) jeden abend wieder zurück.
damals nahm ich mir aber vor, wieder einmal dorthin zu fahren, und eine tour von hütte zu hütte zu machen, um auch ein paar überquerungen durchzuführen.
es sollte vier jahre dauern, bis es so weit war. in der zwischenzeit dachte ich an dieses vorhaben immer wieder zwischendurch, las manchmal in der ök50-karte "matrei in osttirol", plante und verwarf routenideen und schob die reise jahr um jahr hinaus. bis heuer...

* * * * * * *

am donnerstag, den 12. juli 2007 fuhr ich um sieben uhr vom südbahnhof nach lienz ab.
die tage davor hatte ich damit verbracht, ausrüstungszeug aufzurüsten. ein tauglicher rucksack, zwei bergstecken (die wie schistöcke aussehen), neue feste bergschuhe, eine taschenlampe, ein transportfähiger schlafsack. der rucksack war zwar schwer, aber ziemlich ergonomisch, so daß ich ihn zwar als lästig, aber nicht als schmerzend erlebte.
der zug fuhr pünktlichst nicht nur ab, sondern kam auch punktgenau in lienz an. ich saß mit einem einzigen jungen mann bis klagenfurt im abteil, der mich weder begrüßte, als ich ins abteil kam, noch als er ausstieg auch nur einen piep von sich gab. ich vermutete entweder, dass er taubstumm ist oder an akuter unfreundlichkeit leidet. ein älteres pärchen, das kurz vor klagenfurt zustieg, plauderte dafür recht viel, über dinge die in der zeitung stehen und über sehenswürdigkeiten, die man vom zuge aus sieht.
im abteil nebenan wurde begeistert geraucht, das verrieten die schatten. raucher sind ein lohnendes schattenmotiv:

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auf der zugreise ernährte ich mich überwiegend von "nordtiroler schinkenchips", die mir sehr mundeten.
meine bergschuhe hatte ich noch ausgezogen und machte es mir von klagenfurt bis nach lienz alleine im abteil bequem.

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in lienz musste ich ein wenig auf den bus warten, der mich nach prägraten brachte.
doch auf der fahrt grüßten mich schon die berge von der ferne:

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den abend in prägraten verbrachte ich mit einem abendessen im "gasthof großvenediger" und mit einem kleinen spaziergang nach bichl.
das auch, um zu testen, wie lange es hell ist in dieser zeit des jahres. sonnenlicht (bzw. reste davon) gab es hier im tal bis etwa halb zehn uhr abends.

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von der reise ermüdet und etwas aufgeregt legte ich mich in meinem zimmer im "gästehaus zur post" zur ruhe.

II.

Montag, 16. Juli 2007

nationalpark hohe tauern

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heute kam ich von meiner dreitägigen tour durch den nationalpark hohe tauern zurück.
es war die mit abstand eindrucksvollste und tiefgehendste reiseerfahrung, die ich in meinem bisherigen leben hatte.
bald mehr dazu :-)

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Lo - 17. Jan, 20:12
hm, das kann viele gründe...
hm, das kann viele gründe haben. z.b. könnte das streamen...
david ramirer - 17. Jan, 14:56
Die Seite kann ich wohl...
Die Seite kann ich wohl aufrufen, die Sendung wird...
iGing - 17. Jan, 13:57
ich danke dir für die...
ich danke dir für die ausführliche rückmeldung, bei...
david ramirer - 16. Jan, 18:35

...diverses...



grand theft auto V
gtaV
26h 26m 51s / 40,81%
release date: 17. september 2013 (mein 43. geburtstag!)


100% am 24.11.2011
mc la logo

100%
rdrun

100%
rdr

100% am 3.4.2011 tbogt

100% am 26.7.2009
tlad

100% am 8.6.2008 gtaIV
rockstar games


100% am 30.10.2007
100%
grand theft auto
liberty city stories


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Thomas Ruggles Pynchon
Die Enden der Parabel

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Zuletzt aktualisiert: 11. Apr, 20:31

Meine Kommentare

ist die beobachtung durch...
ist die beobachtung durch den menschen kein einfluss?
WolfgangSchmid - 18. Feb, 13:59
anfang des jahres noch...
anfang des jahres noch einen biotango-workshop besucht,...
doktorp - 5. Nov, 19:36
Staubsauger
Staubsauger
Schwallhalla - 18. Okt, 11:22
lieber Lo - herzlichen...
lieber Lo - herzlichen dank für die wünsche; ich werd...
davidramirer - 23. Sep, 10:20
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vielen dank für die wünsche! was & wie viel &...
davidramirer - 21. Sep, 23:11

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wer mir was abseits der kommentare mitteilen will, möge das bitte unter meiner e-mail-adresse gerne tun.

für mit diesem weblog verlinkte andere seiten - und dort vielleicht auftauchende ungehörige photos, anzügliche texte oder gottes- und staatslästerliche gedanken und andere pisse & scheisse - bin ich nicht verantwortlich zu machen. bitte tragen sie ihre sorgen wo anders hin, danke.












Lieber für etwas gehasst werden, das man ist, als für etwas geliebt werden, das man nicht ist.
André Gide


weiterscrollen bringt nichts mehr. das wars :-)

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