david ramirer

in meinem garten steht ein kleiner baum - ein bäumchen - das heuer fünf jahre alt geworden ist.

als der junge trieb damals im herbst des jahres 2000 in meine hände kam, war er nur ein grüner stock mit ganz wenigen wurzeln, jegliche blätter und zarte asttriebe, die er hatte, waren knapp zuvor im zuge einer rodung gekappt worden. ich nahm das "bäumchen" - das damals wie gesagt nur ein stecken mit wurzeln war - in obhut und stellte es den ganzen winter lang in feuchte erde in meiner wohnung.
erst im märz 2001 (zeitgleich mit einem ereignis, das für mich in mehrerlei hinsicht einschneidend war) zeigte sich der erste blatttrieb an dem stock, und im laufe der zeit wurde aus dem stock mit blättern ein richtiger baum. erst heuer habe ich ihn im garten eingesetzt (vorher war er noch sicherheitshalber in einem großen blumentopf), und seither erst ist er ein richtiger baum geworden, der definitiv verwurzelt ist...

ich fühle mich mit diesem baum sehr verbunden.
die nachfolgenden bilder sollen zeigen, wie schön sich der herbst auf seinen blättern malt.

Auf die Strudlhofstiege zu Wien



Wenn die Blätter auf den Stufen liegen
herbstlich atmet aus den alten Stiegen
was vor Zeiten über sie gegangen.
Mond darin sich zweie dicht umfangen
hielten leichte Schuh und schwere Tritte
die bemooste Vase in der Mitte
überdauert Jahre zwischen Kriegen.

Viel ist hingesunken uns zur Trauer
und das Schöne zeigt die kleinste Dauer.

Heimito von Doderer