269
Heute jährt sich der Todestag von Johann Sebastian Bach (*1685 +1750) zum 269. mal. Aus diesem Anlass gibt es heute eine Hörprobe aus meiner CD "Bach Werke 3c: Klavierübung I. Teil": der Beginn der VI. Partita in e-Moll BWV 830.
Eine wunderschöne Toccata, die sehr gut auch für sich alleine außerhalb der Partita stehen kann... und auch 269 jahre nach seinem Tod sehr lebendige Musik ist, mit jeder Note, mit jedem Takt, im ganzen Bogen der Idee.
zur Hörprobe.
Eine wunderschöne Toccata, die sehr gut auch für sich alleine außerhalb der Partita stehen kann... und auch 269 jahre nach seinem Tod sehr lebendige Musik ist, mit jeder Note, mit jedem Takt, im ganzen Bogen der Idee.
zur Hörprobe.
david ramirer - Sonntag, 28. Juli 2019, 12:28
Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben
Wunderschön. Macht Lust, das selber zu spielen.
Aber einfach zu perfekt. Selbst die ritardandi sind mit äußerster Präzision modelliert. Ich weiß nicht, ob Bach vielleicht so ein Ideal im Kopf hatte. Machbar war es zu seiner Zeit sicherlich nicht.
Also was sollte man kritisieren? Gar nichts.
Aber was ich im Titel geschrieben habe, würde ich umformulieren: wie ich lernte, meine Fehler zu lieben.
Ich nähere mich Bach sehr langsam, vielleicht nicht so behutsam wie notwendig, an. Es bedeutet ziemliche Schwierigkeiten, bestimmte Stellen ausreichend genau heraus zu arbeiten. "Aber es geht" würde eine Zahnbürstenfirma werben.
Ich weiß, dass es auf dich nicht zutrifft. Du erarbeitest dir deinen Bach ebenfalls sehr bewusst und vermutlich auch mühsam. Aber ich denke, an die Personen, die sich das einfach anhören und vielleicht unheimlich begeistert sind. Und mit meinem überheblichen Mitleid denke ich mir, die versäumen ja das Schönste, das eigentlich Menschliche. Die Steine, die auf dem Weg als Fehler den Weg erst erstrebenswert machen.
jeder andere würde es mit meinen mitteln wiederum anders machen... und natürlich sind auch hier "fehler" zu verorten, wenn man das so nennen möchte: tempoveränderungen, die vielleicht jemand anderer ganz anders fühlen und daher auch anders umsetzen würde, stimmbetonungen die auch ganz anders gingen... es gibt unendlich viele varianten.
hier hört man nur eine davon: meine.
ich liebe meine fehler auch... denn meine interpretationen haben sich in den letzten zweieinhalb jahren sehr verändert, sind viel differenzierter geworden.
die toccata ist von anfang 2018... heute würde ich sie wohl auch schon anders umsetzen...
das menschliche, das ist die musik selbst... und beim anhören einer guten interpretation erlebt sie auch der hörer immer wieder neu, fehler hin oder her... je besser das geht, um so mehr finde ich die interpretation gelungen.
es ist der weg, der zählt... besonders bei bach.
ich danke dir für deine rückmeldung!
Das mit dem Weg bestätige ich gerne. Es ist ein ziemlich langer Weg!
ich habe von dieser toccata natürlich einige andere interpretationen gehört und jeder spielt diese septolen (sic!) in den ecksätzen anders... und das ist gerade das spannende, seinen eigenen bach zu finden, vulgo: seinen eigenen weg.
und der weg ist glücklicherweise lang: so hat man ein leben lang was zu tun :)
bach hat ja nur ein cembalo oder ein clavichord im sinne gehabt bei den meisten seiner stücke für tasteninstrumente: also ist jede interpretation (auch die deine, oder eine von swjatoslaw richter udgl.) etwas, das zu bachs zeiten nicht machbar gewesen wäre (schon alleine vom klangumfang her);
aber die ritardandi? - ich denke, die wären am cembalo oder clavichord durchaus beliebig, je nach fingerfertigkeit, umsetzbar.
(fußnote: das wohltemperierte klavier (vor allem der erste band) ist, hab ich letztens gelesen, wohl überwiegend für cembalo oder clavichord gedacht gewesen, da die kirchenorgeln damals noch gar nicht in der werckmeister-stimmung verfügbar waren, was ein spielen in allen tonarten nicht ohne unschöner effekte möglich machte)
Von einem Bach-Spezialisten (der Name fällt mir nicht mehr, aber ich glaube es war ein Engländer) habe ich einmal eine KlavierSTUNDE bekommen, weil wir in Taipei gemeinsam auf unsere Gastgeber gewartet haben. Von ihm habe ich gehört, dass das WTK speziel für cembalo oder clavichord ODER auch Orgel verstanden werden muss.
Beispiel war: 1. Präludium aus dem 2. Band in C-Dur. Ein typisches Orgelstück. Hat er behauptet :)
aber manche tonarten waren in bachs frühen jahren nicht auf der orgel spielbar, und erst sein erster band des wohltemperierten klaviers hat da einen wesentlichen anteil daran, dass sich die werckmeistermethode umfassend durchsetzen konnte.
das C-Dur stück in II ist tatsächlich sehr orgelhaft, vor allem das vollmundig vierstimmige praeludium ;)