für k.v.
karl und liesl sitzen in der küche beim morgendlichen kaffee.
karl, ein sehr dünner, langer mann hat leichte knieschmerzen (links) und dunkle kleidung an, sieht müde aus.
liesl, eine pummelige, eher behäbige frau hat ein kariertes kleid an und den sorgen- und vorwurfsblick im gesicht.
L: ja, was ist dir denn da wieder eingefallen? um diese tages- oder bessergesagt nachtzeit geht man doch nicht ins freie, da liegt man im bett und schläft, oder liest etwas. noch dazu bei DEM wetter!
K: na, aber wo ich doch den film vorher gsehn hab!
L: a papperlapapp, nur einen film gesehen zu haben, erklärt das nicht...
K: frau, du verstehst das nicht. der film hat mich so überzeugt, dass es wunderbar ist, zu laufen, ganz egal, welche witterung ist. in dem film laufen die zwar nur am strand, ganz am anfang und am schluß, aber da ist ja auch so ein englisches regenwetter, aber das ist denen ganz egal.
L: na und? deswegen brauchst doch nicht zwölf minuten vor mitternacht noch nach nußdorf und retour zu rennen, wo es doch zum ersten mal in diesem winter kalt und mit schnee war.
K: da war auch regen...
L: na, das wird ja immer besser...
K: es hat wohl der film diese motivierende wirkung gehabt.
L: was schaust du aber auch um diese tageszeit so einen saudummen film an? du hättest doch auch in dem dicken buch da weiterlesen können, von dem doderer da.
K: wie soll ich denn in dem buch lesen, wenn ich mir einen film anschau?
L: nein, STATT den film anzusehen, hättst doch lesen können.
K: aber dann wäre ich nicht laufen gegangen...
L: na eben! das wäre ja auch gescheiter gewesen.
K: wieso?
L: weil es geschneit hat, kalt war und nass. du hättest dir ja den tod holen können.
K: der läufer trotzt der witterung, ich habe den schnee nur als weiße fläche am boden registriert, in der ich meine spuren beim zurücklaufen schön sehen habe können. das eis am kopf, in den haaren, ist ja schnell wieder geschmolzen.
L: jetzt wird der schon wieder poetisch. was war denn das für ein film eigentlich?
K: das ist der film "tschäriots off feia", auf deutsch hat er den titel "die stunde des siegers". da wird halt fast nur gelaufen in dem film, vom anfang bis zum ende. manchmal reden die läufer dazwischen auch mit anderen leuten, die nicht laufen, ähnlich wie wir jetzt.
L: und da hast nachher natürlich wieder geglaubt, du MUSST jetzt auch laufen. und bist GLEICH rausgegangen...
K: genau.
L: dann bist du ja dem film voll auf den leim gegangen.
K: nicht leim: schnee.
L: ach was.
K: gibt's was schöneres?
karl, ein sehr dünner, langer mann hat leichte knieschmerzen (links) und dunkle kleidung an, sieht müde aus.
liesl, eine pummelige, eher behäbige frau hat ein kariertes kleid an und den sorgen- und vorwurfsblick im gesicht.
L: ja, was ist dir denn da wieder eingefallen? um diese tages- oder bessergesagt nachtzeit geht man doch nicht ins freie, da liegt man im bett und schläft, oder liest etwas. noch dazu bei DEM wetter!
K: na, aber wo ich doch den film vorher gsehn hab!
L: a papperlapapp, nur einen film gesehen zu haben, erklärt das nicht...
K: frau, du verstehst das nicht. der film hat mich so überzeugt, dass es wunderbar ist, zu laufen, ganz egal, welche witterung ist. in dem film laufen die zwar nur am strand, ganz am anfang und am schluß, aber da ist ja auch so ein englisches regenwetter, aber das ist denen ganz egal.
L: na und? deswegen brauchst doch nicht zwölf minuten vor mitternacht noch nach nußdorf und retour zu rennen, wo es doch zum ersten mal in diesem winter kalt und mit schnee war.
K: da war auch regen...
L: na, das wird ja immer besser...
K: es hat wohl der film diese motivierende wirkung gehabt.
L: was schaust du aber auch um diese tageszeit so einen saudummen film an? du hättest doch auch in dem dicken buch da weiterlesen können, von dem doderer da.
K: wie soll ich denn in dem buch lesen, wenn ich mir einen film anschau?
L: nein, STATT den film anzusehen, hättst doch lesen können.
K: aber dann wäre ich nicht laufen gegangen...
L: na eben! das wäre ja auch gescheiter gewesen.
K: wieso?
L: weil es geschneit hat, kalt war und nass. du hättest dir ja den tod holen können.
K: der läufer trotzt der witterung, ich habe den schnee nur als weiße fläche am boden registriert, in der ich meine spuren beim zurücklaufen schön sehen habe können. das eis am kopf, in den haaren, ist ja schnell wieder geschmolzen.
L: jetzt wird der schon wieder poetisch. was war denn das für ein film eigentlich?
K: das ist der film "tschäriots off feia", auf deutsch hat er den titel "die stunde des siegers". da wird halt fast nur gelaufen in dem film, vom anfang bis zum ende. manchmal reden die läufer dazwischen auch mit anderen leuten, die nicht laufen, ähnlich wie wir jetzt.
L: und da hast nachher natürlich wieder geglaubt, du MUSST jetzt auch laufen. und bist GLEICH rausgegangen...
K: genau.
L: dann bist du ja dem film voll auf den leim gegangen.
K: nicht leim: schnee.
L: ach was.
K: gibt's was schöneres?
david ramirer - Freitag, 29. Dezember 2006, 08:35
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