Als ein Austriakum der besonderen Art werden es österreich-kundige LeserInnen erkennen. Ob man die literarischen Anspielungen bei Herzmanovsky-Orlando, bei Peter von Tramin oder bei Marginters Königrufen entdecken möchte, hängt von der Kenntnis der betreffenden Werke ab.
Der Käfer, den man zuerst bei Kafka anzusiedeln glaubt, stellt sich in einer Metaverwandlung als die Transmutation des ursprünglichen Käfers heraus. Während der erste Käfer es zwar bis in das tiefste Russland schaffte, war der zweite Käfer, der die Sonne erreichen wollte, zu einem tragischen Absturz verurteilt. Sozusagen ein Käfer auf dem Käfer, wobei der satztechnisch erste Käfer mit Phaeton, dem Nachfahren des ersten Käfers zu übersetzen ist, während es sich beim satztechnisch zweiten Käfer um einen einfachen Wagen handelt, der ähnlich wie bei James Bond mit Flugeigenschaften versehen ist. Die Sonne erreicht er dennoch nicht, womit das politische Element seinen Einzug findet.
Eine zutiefst österreichische Eigenschaft verhindert nämlich die Besetzung eines Postens mit dem Tüchtigsten. Die Gegenfigur eines Herrn Karls, also definitiv kein Wiener, treibt im Gegenteil die Wiener vor sich her und lässt keine Möglichkeit aus, sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Hier haben wir unseren dritten Käfer im Roman, einen Menschen, der zwar bereits die Metamorphose vom Käfer zum Menschen erlebt hat, aber die Verwandlung des Menschen in einen Kanzler partout deswegen nicht bewältigt, weil er dabei noch über einige nicht abgelegte und nicht mehr benutzte Beine des Urkäfers stolpert. Er selbst macht kein Hehl daraus, dass er Kanzler sein sollte und schafft es im ersten Anlauf bis zur grauen Eminenz eines Kanzlers von seinen Gnaden.
In unzähligen Anspielungen, wobei auch der Sonnenkönig nicht fehlen darf, zeichnet der Autor ein Bild eines Käfer-Käfer-Käfer-Fahrenden, dem nicht die Sonne sondern ein gewöhnlicher Randstein in die Quere kommt.
Einiges in dem Buch mag obskur anmuten und das ist auch so beabsichtigt. Wenn in einem Satz beispielsweise siebenmal das Wort Käfer und dabei jedesmal in einer anderen Anspielung verwendet wird, freut man sich als Koleopterologist schon allein an dem Stellenwert, der den Käfern endlich in gebührendem Maße zuteil wird.
Der Roman, der sich stellenweise eng an den realpolitischen Fakten des österreichischen Politikgeschehens ausrichtet,geht gegen Schluss eigene Wege. Kein tragisches Ende ist dem Helden beschert. Nach einer Bergtour beschließt er, der Politik den Rücken zu kehren. Für die ist er in Österreich nämlich einfach zu gut.
Manch eine wird nach der Lektüre des Buches verdutzt die Stirne runzeln. Könnte es wirklich so gewesen sein? Das Werk ist allerdings nur für ÖsterreicherInnen bekömmlich. Andere werden mit den Absurditäten nicht zurechtkommen und das Buch kopfschüttelnd aus der Hand legen, während sich der geborene Österreicher über ein gerüttelt Maß an vermittelter Selbsterkenntnis freuen darf.
Sind Sie Österreicherin oder Österreicher?
P.S. Dieser Klappentext wurde mir zugespielt. Ich distanziere mich von dem Gedanken, dass ein Käfer der beste Kanzler Österreichs sein könnte.
da schreibst du so einen schönen klappentext und distanzierst dich dann von dem, was ja nur im imaginären buch der imaginäre inhalt ist?
das passt gar nicht zu dir...
abgesehen davon: der gedanke hat was. das sage ich ganz offen.
ich finde jeden skarabäus berechtigter, das land in die scheisse zu reiten als die rohrkrepierer der letzten paar jahre!!!
Na bitte, in dem Buch wird geschildert, dass Haider der beste Bundeskanzler für Österreich gewesen wäre - und davon soll ich mich nicht distanzieren?
Ich verstehe ja, dass ein Autor wie Vernaderer das einmal der Öffentlichkeit hinauspetzenposaunen muss.
Aber ich teile diese Meinung einfach nicht.
Übrigens ist mir Skarabäus partout nicht eingefallen, obwohl ich den in den Klappentext hätte einbauen wollen.
Aber wozu hat man ein Lektorat?
Zwischen heiterer und satirischer gehört noch ein Beistrich. Ich hatte ursprünglich nur heiter geplant.
Aha!
Ich geb's ja zu. Der Klappentext ist nicht gerade für den Liebhaber einfacher Sätze formuliert. Doch wer in dem Buch weiterkommen will, muss da einfach durch.
Aber jetzt scheint ja alles klar zu sein:)
wer mir was abseits der kommentare mitteilen will, möge das bitte unter meiner e-mail-adresse gerne tun.
für mit diesem weblog verlinkte andere seiten - und dort vielleicht auftauchende ungehörige photos, anzügliche texte oder gottes- und staatslästerliche gedanken und andere pisse & scheisse - bin ich nicht verantwortlich zu machen. bitte tragen sie ihre sorgen wo anders hin, danke.
Lieber für etwas gehasst werden, das man ist, als für etwas geliebt werden, das man nicht ist. André Gide
Der Käfer des Kanzlers
Als ein Austriakum der besonderen Art werden es österreich-kundige LeserInnen erkennen. Ob man die literarischen Anspielungen bei Herzmanovsky-Orlando, bei Peter von Tramin oder bei Marginters Königrufen entdecken möchte, hängt von der Kenntnis der betreffenden Werke ab.
Der Käfer, den man zuerst bei Kafka anzusiedeln glaubt, stellt sich in einer Metaverwandlung als die Transmutation des ursprünglichen Käfers heraus. Während der erste Käfer es zwar bis in das tiefste Russland schaffte, war der zweite Käfer, der die Sonne erreichen wollte, zu einem tragischen Absturz verurteilt. Sozusagen ein Käfer auf dem Käfer, wobei der satztechnisch erste Käfer mit Phaeton, dem Nachfahren des ersten Käfers zu übersetzen ist, während es sich beim satztechnisch zweiten Käfer um einen einfachen Wagen handelt, der ähnlich wie bei James Bond mit Flugeigenschaften versehen ist. Die Sonne erreicht er dennoch nicht, womit das politische Element seinen Einzug findet.
Eine zutiefst österreichische Eigenschaft verhindert nämlich die Besetzung eines Postens mit dem Tüchtigsten. Die Gegenfigur eines Herrn Karls, also definitiv kein Wiener, treibt im Gegenteil die Wiener vor sich her und lässt keine Möglichkeit aus, sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Hier haben wir unseren dritten Käfer im Roman, einen Menschen, der zwar bereits die Metamorphose vom Käfer zum Menschen erlebt hat, aber die Verwandlung des Menschen in einen Kanzler partout deswegen nicht bewältigt, weil er dabei noch über einige nicht abgelegte und nicht mehr benutzte Beine des Urkäfers stolpert. Er selbst macht kein Hehl daraus, dass er Kanzler sein sollte und schafft es im ersten Anlauf bis zur grauen Eminenz eines Kanzlers von seinen Gnaden.
In unzähligen Anspielungen, wobei auch der Sonnenkönig nicht fehlen darf, zeichnet der Autor ein Bild eines Käfer-Käfer-Käfer-Fahrenden, dem nicht die Sonne sondern ein gewöhnlicher Randstein in die Quere kommt.
Einiges in dem Buch mag obskur anmuten und das ist auch so beabsichtigt. Wenn in einem Satz beispielsweise siebenmal das Wort Käfer und dabei jedesmal in einer anderen Anspielung verwendet wird, freut man sich als Koleopterologist schon allein an dem Stellenwert, der den Käfern endlich in gebührendem Maße zuteil wird.
Der Roman, der sich stellenweise eng an den realpolitischen Fakten des österreichischen Politikgeschehens ausrichtet,geht gegen Schluss eigene Wege. Kein tragisches Ende ist dem Helden beschert. Nach einer Bergtour beschließt er, der Politik den Rücken zu kehren. Für die ist er in Österreich nämlich einfach zu gut.
Manch eine wird nach der Lektüre des Buches verdutzt die Stirne runzeln. Könnte es wirklich so gewesen sein? Das Werk ist allerdings nur für ÖsterreicherInnen bekömmlich. Andere werden mit den Absurditäten nicht zurechtkommen und das Buch kopfschüttelnd aus der Hand legen, während sich der geborene Österreicher über ein gerüttelt Maß an vermittelter Selbsterkenntnis freuen darf.
Sind Sie Österreicherin oder Österreicher?
P.S. Dieser Klappentext wurde mir zugespielt. Ich distanziere mich von dem Gedanken, dass ein Käfer der beste Kanzler Österreichs sein könnte.
steppenhunderl, na geh!
da schreibst du so einen schönen klappentext und distanzierst dich dann von dem, was ja nur im imaginären buch der imaginäre inhalt ist?
das passt gar nicht zu dir...
abgesehen davon: der gedanke hat was. das sage ich ganz offen.
ich finde jeden skarabäus berechtigter, das land in die scheisse zu reiten als die rohrkrepierer der letzten paar jahre!!!
ein bisserl mehr mut bitte!
:-)
Ich verstehe ja, dass ein Autor wie
Vernaderer das einmal der Öffentlichkeit hinauspetzenposaunen muss.Aber ich teile diese Meinung einfach nicht.
Aber wozu hat man ein Lektorat?
Zwischen heiterer und satirischer gehört noch ein Beistrich. Ich hatte ursprünglich nur heiter geplant.
wer
istwar das nochmal?kann mich partout nicht erinnern (akuter fall von morbus austriakus).
:-)
Ich geb's ja zu. Der Klappentext ist nicht gerade für den Liebhaber einfacher Sätze formuliert. Doch wer in dem Buch weiterkommen will, muss da einfach durch.
Aber jetzt scheint ja alles klar zu sein:)