ein tag vor weihnachten
das "fest der feste" unterliegt, wie fast alles andere auch, in den letzten jahrzehnten einem stetigen transformationsprozess, der es scheinbar unaufhaltsam in eine immer gefinkeltere marktantriebsmaschine verwandelt. die heidnischen riten, die der festivität zugrundeliegen und ihr auch durchaus eine spürbare berechtigung verleihen, gehen unter in einem meer an lockenden lichtern, hektik und verwirrung.
23. dezember 2009, in einem zug, der von würzburg nach wien durchfährt, abends.
der zug ist mehr als voll - alle sitze wurden reserviert, die reservierungen aber dann als ungültig definiert und zu aller freude die waggonreihung noch umgestellt. die paar zufriedenen passagiere, die ihren sitzplatz erreichen konnten, begegnen den paar frustrierten, die wegen des unhandlichen gepäcks de facto irgendwo im zug feststecken und nicht zum platz kommen können. da bei weitem mehr passagiere mitfahren, als sitzplätze vorhanden sind, bilden sich an den zonen zwischen WCs und mistkübeln gruppen von stehenden passagieren, die sich zwischen koffern und rucksäcken, taschen und jacken arrangieren. hin und wieder ist ein "ich habe echt die schnauze voll" und ein "das ist ja kein menschentransport mehr, da wird man ja wie fracht behandelt" zu hören. in mir bauen sich andere bilder auf, die mich mein schicksal leicht ertragen lassen... unter anderem auch historische aufnahmen von ganz anderen zügen mit ganz anderer destination, die noch weit enger mit menschen angestopft waren.
was das schöne an diesem vorweihnachtstag ist: trotz all dieser leisen flüche und der nicht sehr komfortablen situation geht alles ohne streitereien oder ungeduld über die bühne: wenn jemand sich durch die am boden sitzenden durchzwängen muss, entschuldigt er sich, versucht auch eventuell verzweifelt am boden kauernde entspannung suchende nicht zu sehr zu stören; es wird selbstverständlich von allen nahebefindlichen dabei geholfen, koffer wo hinauf oder hinunter oder vorbei zu bekommen. die zwangsweise stehenden und am boden sitzenden beneiden die auf den komfortablen sitzen ruhenden nicht, sondern machen das beste aus der situation und tragen das alles mit humor.
diesen humor zu spüren, diese menschliche zugewandtheit... das ist wohl weihnachten, auch - und besonders dann - wenn es einen tag zu früh kommt.
ab übermorgen kann es dann auch wieder so weitergehen.
in diesem sinne wünsche ich allen meinen lesern einen besinnlichen h. abend und schöne feiertage.
23. dezember 2009, in einem zug, der von würzburg nach wien durchfährt, abends.
der zug ist mehr als voll - alle sitze wurden reserviert, die reservierungen aber dann als ungültig definiert und zu aller freude die waggonreihung noch umgestellt. die paar zufriedenen passagiere, die ihren sitzplatz erreichen konnten, begegnen den paar frustrierten, die wegen des unhandlichen gepäcks de facto irgendwo im zug feststecken und nicht zum platz kommen können. da bei weitem mehr passagiere mitfahren, als sitzplätze vorhanden sind, bilden sich an den zonen zwischen WCs und mistkübeln gruppen von stehenden passagieren, die sich zwischen koffern und rucksäcken, taschen und jacken arrangieren. hin und wieder ist ein "ich habe echt die schnauze voll" und ein "das ist ja kein menschentransport mehr, da wird man ja wie fracht behandelt" zu hören. in mir bauen sich andere bilder auf, die mich mein schicksal leicht ertragen lassen... unter anderem auch historische aufnahmen von ganz anderen zügen mit ganz anderer destination, die noch weit enger mit menschen angestopft waren.
was das schöne an diesem vorweihnachtstag ist: trotz all dieser leisen flüche und der nicht sehr komfortablen situation geht alles ohne streitereien oder ungeduld über die bühne: wenn jemand sich durch die am boden sitzenden durchzwängen muss, entschuldigt er sich, versucht auch eventuell verzweifelt am boden kauernde entspannung suchende nicht zu sehr zu stören; es wird selbstverständlich von allen nahebefindlichen dabei geholfen, koffer wo hinauf oder hinunter oder vorbei zu bekommen. die zwangsweise stehenden und am boden sitzenden beneiden die auf den komfortablen sitzen ruhenden nicht, sondern machen das beste aus der situation und tragen das alles mit humor.
diesen humor zu spüren, diese menschliche zugewandtheit... das ist wohl weihnachten, auch - und besonders dann - wenn es einen tag zu früh kommt.
ab übermorgen kann es dann auch wieder so weitergehen.
in diesem sinne wünsche ich allen meinen lesern einen besinnlichen h. abend und schöne feiertage.
david ramirer - Mittwoch, 23. Dezember 2009, 23:59