david ramirer: wald

wald

die dunkelheit ist tief
das licht erbricht sie kaum
aus bäumen drängt
die schwärze hervor

dennoch glänzt die luft
das wasser trägt den geist
und ferne träume
klingen in den blättern

wenn meine augen
den blick in deine wagen
dann sehe ich dort ein stück
des gleichen waldes

und jeder schritt
und jeder atemstoß
zieht uns weiter
an die quelle

die luft mit regenduft
und das wasser in kieselreichtum
vermählt sich mit der nassen erde
und dem feuer aus dem holze

die farbe des himmels
tröstet für vergangenes
die tränen des regens
sinken in die poren

oh, dampfender wald
wie würde ich dich lieben können
wenn ich ein tier wäre
oder ein stein

(1998)

david ramirer - Freitag, 24. Oktober 2008, 10:08

18 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks, selbstoffenbarungen der anderen art, 812 mal gelesen

twoblog - 24. Okt, 10:33

Sie weinen alten Zeiten nach?

antworten

david ramirer - 24. Okt, 10:34

nein,

aber ich entsinne mich ihrer (zum teil traurigen) aktualität.

Monika (Gast) - 24. Okt, 10:37

Ein Gedicht, das mit schlichten Worten große Gefühle auszudrücken vermag. Mit jeder Zeile ziehe ich hinein in den Wald, gehe die Schritte mit, schaue, rieche den Regenduft.

Beim mir keimt am Ende des Gedichts das Empfinden von Liebe auf.

antworten

david ramirer - 24. Okt, 10:44

es stammt aus der epoche meines lebens,
in der ich das wesen der liebe erkannte.

twoblog - 24. Okt, 10:58

Warum bitte "die Epoche, in der man das Wesen der Liebe erkennt"?

david ramirer - 24. Okt, 11:05

sie zitieren mich nicht richtig:
ich sagte: "die epoche, in der ich das wesen der liebe erkannte"
das ist ein unterschied.

damals erkannte ich, was liebe für mich ist.
kein gefühl, sondern das verbindende zwischen den menschen und dingen, das ~~man~~ ich körperlich spüren ~~kann~~ konnte.

twoblog - 24. Okt, 11:09

Sorry, Sie. Nicht man. Wird nie mehr vorkommen.

david ramirer - 24. Okt, 11:11

ist schon in ordnung, geehrter herr twoblog,
wie sie oben sehen, habe ich mich ja auch mit dem "man"-virus infiziert.
wurde korrigiert.

twoblog - 24. Okt, 11:18

Ich bin doch nicht geehrt, also bitte.

david ramirer - 24. Okt, 11:19

von mir schon,
also danke :-)

rosenherz - 24. Okt, 11:57

Das Wesen der Liebe erkennen - wie schön du das sagst, David. Das erinnert mich auch an den Satz: " Das Wesen eines anderen Menschen erkennen."

edit: david, darf ich dein gedicht in meine notizbücherne sammlung erbaulicher gedichte aufnehmen?

david ramirer - 24. Okt, 12:06

liebes rosenherz,

selbstverständlich darf das "gedicht" in deine sammlung eingehen, ist mir eine ehre :-)

rosenherz - 24. Okt, 12:11

Danke! Ich werde es mit der Hand schreiben, mit einer meiner schönen Füllfedern. Vielleicht sogar mit der Glasfeder, von der ich - dank deiner Anregung - nun doch auch ein Stück besitze.

kudlmudl (Gast) - 24. Okt, 15:25

Glasfeder

dafür ist es wirklich geeignet.
........und sehr zum Nachdenken.
Ich werd' es sicher noch öfter lesen.
D.T.H.

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Sternenstaub - 24. Okt, 21:03

ich mach das auch gern, alte Gedichte wieder lesen und nachempfinden was mich damals bewogen hat eben jenes welches zu schreiben - und JA auch ich schreib nicht nur chaotische Beiträge ;)))))

deins ist schön, ein bissal traurig aber schön ;))))

sternenstaubige Grüße

antworten

david ramirer - 24. Okt, 21:41

als ich es schrieb, war ich überhaupt nicht traurig,
damals kannte ich noch nicht das ganze ausmaß meiner unzulänglichkeiten...

...leben ist lernen.

steppenhund - 24. Okt, 21:35

Das ist wirklich ein sehr schönes Gedicht. Es ist auch schön, wenn man es nach zehn Jahren noch immer als mitteilbar empfindet.
Als ich 17 war, schrieb ich folgende Zeilen:
"Spenden wir Trost,
Dann sollten wir weinen.
Denn nur um zu teilen,
Ist diese Welt uns gegeben."
Nicht besonders toll, aber es gab immer wieder Zeiten, als ich mich daran erinnerte und dachte: "Eigentlich stehe ich auch heute noch dazu."

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david ramirer - 24. Okt, 21:38

sehr tiefe worte...

(ich habe übrigens gerade geweint,
allerdings nicht, weil ich trost gespendet habe,
sondern eher das gegenteil: mir und anderen.
tränen befreien. ein wenig.)

:-/

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