sottisen
...zwischen
warmer und
kalter scheisse*.
ein schritt richtung zivilisation ist jedenfalls weder der eine noch der andere:
weil beide kotklümpchen für die todesstrafe sind, die ja in diesem moralisch sehr rückständigen, fanatisch selbstsicheren land (von vornherein!) wahlentscheidend ist.
"in kot we trust" - oder wie war das?
*
(c) by charles bukowski
david ramirer - Dienstag, 4. November 2008, 09:13
Jeder Mensch ist ein Politiker.
David Ramirer, Juli 2008
david ramirer - Dienstag, 22. Juli 2008, 09:29
in der hitze dieser tage, die der jahreszeit durchaus angemessen ist, erinnere ich mich an die hitze vergangener sommer, wo ich manchmal für wenige wochen auf baustellen als elektrikerhelfer arbeiten durfte.
körperliche arbeit ist etwas ehrenvolles. ich erinnere mich - obwohl es nicht mein "lebensberuf " wurde - gerne an diese zeit; an tage in glütender hitze auf dem gelände einer neuen wohnhausanlage im 23. bezirk, wo das materiallager der firma, für die ich tätig war, zwei mal umgesiedelt werden musste. also wurden werkzeuge, drähte, schläuche, rohre und dutzende andere utensilien von kellerraum a in einen ebenerdigen raum b verfrachtet, was einen ganzen tag in anspruch genommen hat; oder es wurden beleuchtungen am dachboden montiert, also plastikrohre und lampen. mittags dann eine pause, eine halbe stunde ruhe in der hitze. erst während dieser arbeit habe ich die erfrischende wirkung einer kleinen glasflasche coca-cola kennengelernt, nämlich die erfrischende wirkung, die dieses getränk dank der werbung in uns aufbaut: der von schweiß bedeckte mensch in der gluthitze, der sich die vom beschlag feuchte flasche greift und sich die dunkle flüssigkeit einverleibt. ganz egal ob das gesund ist oder nicht. die bilder im geist erfrischen dann mehr als das tatsächliche gesöff.
doch das wirklich harte an der arbeit auf baustellen - das fiel mir heute aus gegebenem anlass wieder ein - das ist nicht der enorme lärm, den die bohrer machen, den die kreissägen und fräsen und hämmer veranstalten. es ist nicht die hitze im sommer, die kälte im winter und die schlepperei von material und das beanspruchen der eigenen muskeln um damit sinnvolles zu gestalten.
nein - die wahre härte auf den baustellen ist der unvermeidliche radio, den irgendein arbeiter immer mit hat, der den ganzen tag läuft (bestenfalls auf ö3, schlimmstenfalls auf radio burgenland, ö1? nur im traum), der die baustelle sinnlosest beschallt (weil keiner zuhört!) und jegliches denken zwischen den hammerschlägen, zwischen den bohrvorgängen oder zwischen dem gipsanrühren unmöglich macht.
dieser ständige radiolärmbelästigungswahnsinn - ja, den vermisse ich nicht.
diesen wahnsinn gibt es auch in büros. glücklicherweise nicht in meinem.
david ramirer - Montag, 30. Juni 2008, 14:36
schon seit einiger zeit suche und finde ich kunst nicht mehr dort, wo ich sie früher vermutet habe. in meinen früheren jahren dachte ich, ein besuch in einer galerie oder einem museum ermöglicht es mir, bildende kunst zu entdecken, also das, was in der gegenwart in dieser richtung gemacht wird. klar, wenn ich alte kunst oder auch alte meister sehen will, dann gehe ich in die albertina, oder auch ins kunsthistorische museum, da hängen die gewohnten schwarten in alter frische herum, bilder, die ja in gewisser weise niemals altern und auch nach 100 oder 200 jahren noch frisch wirken in ihrer dichte und tiefe. mit der zeitgenössischen kunst ist es schon ein wenig komplizierter. gute bilder sind sehr rar geworden, viel zu stagnativ ist die malerei unterwegs, es wird kaum innovatives geleistet, die meisten sogenannten malerinnen und maler betreten alte bahnen und irren zwischen alten formen herum, verwechseln malerei mit beschäftigungstherapie und nicht wenige lassen die optionen der zweiten dimension hinter sich, bevor sie deren optionen auch nur ansatzweise erkannt haben. das hat sicher mit einem niedergang in der qualität der diesbezüglichen ausbildungsstätten zu tun, aber darin findet sich der grund, warum ich so selten in ausstellungen gehe. zuletzt war ich bei der albin egger-lienz-ausstellung in der sammlung leopold, und das war ein echtes erlebnis. gleichzeitig macht es mich traurig, weil auch die bilder von egger-lienz wenig an raum für nachfolgende künstler offenlassen, irgendwie drücken viele von den malern des letzten jahrhunderts mit ihren bildern die türe zu für die nachkommenden, es wird immer schwerer in diesen klassischen formen etwas in sich stimmiges zu hinterlassen. auch in den bildern von egger-lienz ist dieser druck zu spüren, es kann aber bei ihm auch schön gesehen werden, dass er dem druck standgehalten hat, er es (gerade noch) geschafft hat, maler zu sein. ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich in ausstellungen von jungen künstlern war und einfach nicht verstanden habe, wie so etwas geschehen kann. so wenig interesse für die eigenen bilder, so wenig liebe zu den optionen der fläche, zu wenig tiefe. so viel unbeendetes, das nicht einmal angemessen begonnen wurde. "auf verlorenem posten" - das ist der titel eines großartigen bildes meines mentors wolfgang winter - so sind enorm viele gegenwärtige künstler; vor allem die, die ihre produkte vorschnell in den galerien platzieren.
aber kunst ist wo anders, wenn ich mich umschaue. ich sehe zum beispiel kunst (und ich bin immer noch bei der bildenden kunst) in comics. oder nennt das zeug meinetwegen heute "grafic novels", dort wird handwerklich, aber auch inhaltlich an grenzen gegangen, und auch solche überschritten. kein wunder, dass es der abgehobenen, völlig weltfremden kunstgeschichtefraktion in den hochschulen und den universitäten noch immer nicht gelingt, diese bildende kunst ernst zu nehmen. nein, klar: es muss ja alles den klassischen prinzipien entsprechen, bildende kunst muss an den wänden hängen, oder als installation einen raum vollmüllen, in gedruckter form, noch dazu mit einer unzahl an konsumenten kann das nichts ernstzunehmendes sein. dürer hat holzschnitte gemacht, weil er sie unters volk bringen wollte, war also einer der wegbereiter des modernen comics, lange vor wilhelm busch, der abgesehen von seinen formidablen ersten bildergeschichten ein völlig ernstzunehmender maler und zeichner war. heutzutage gibt es im bereich der comics eine unzahl an erstklassigen zeichnern und malern, fast unmöglich, sie alle zu überschauen. findet man etwas von ihnen in den museen? nein.
und, darüber hinaus: selbst der weltenraum der comics sieht alt aus gegenüber den dingen, die derzeit in den wirklich innovativen computerspielen auftauchen. wenn ich mich im gtaIV vorgänger gta san andreas durch eine virtuelle landschaft bewegt habe, die mehrere quadratkilometer groß ist und neben drei städten, wäldern, einer wüste und flüssen auch passanten und fabrikshallen und flughäfen beherbergte, dann erinnerte ich mich unter anderem an den turmbau zu babel von bruegel, der auch in einem umfang lebendig ist, dass man meint, in das bild eintreten zu können.
moderne computerspiele, wie eben gtaIV, sind in der tradition der klassischen künste zu sehen. ein künstler der klassik hat monate und jahre darauf verwendet, in einem bild eine realität zu erschaffen, die einer eingehenden prüfung standhalten kann - um so mehr als diese welten erfunden waren. nicht selten wurden werkstätten zum erschaffen dieser welten mitinvolviert, für bestimmte teile des bildes spezialisten herangezogen; die grobplanung lag meist in den händen des "meisters", doch die details wurden an teams übertragen. an spielen wie gtaIV wirkten bis zu 1000 personen mit, und ein kurzer rundgang in der virtuellen stadt "liberty city" zeigt auch, warum das notwendig ist.
eine so tiefgehende, so lebendige, so spielerisch lockere und dennoch emotional aufwühlende parodie auf die realität des amerikanischen großstadtwahnsinns hat es seit den bildern von robert rauschenberg oder andy warhol nicht mehr gegeben. ich würde sogar so weit gehen, dass erst die leute von rockstar das eingelöst haben, was die pop art versprochen hat: ein verstörendes mahnmal für amerika, das in genau dem selben ausmaß eine huldigung wie eine kritik ist.
mir ganz persönlich kommen die botschaften dieses spieles weit näher wie alle kaum vernehmbaren modernen botschaften in den museen, die sich an die hüllen der klassischen überbleibsel klammern ohne das wesen von kunst mitgenommen zu haben: es gilt, grenzen zu durchbrechen, nicht sie meilenweit ausser acht zu lassen und alles erklären zu wollen.
wenn es kunst gibt, die in den bann zieht, die verstört, die neue perspektiven eröffnet - dann ist sie heutzutage wo anders.
das war aber eigentlich immer schon so...
david ramirer - Donnerstag, 29. Mai 2008, 15:10
wer nicht im kopf reisen kann
wird niemals wo anders hinkommen
david ramirer - Dienstag, 15. Mai 2007, 14:23
baut sich in wien auf, derzeit.
die cafehäuser sind, und das wurde mir heute bewusst, von archaischen gestalten als personal bevölkert, die zwar scheinbar zwei ohren besitzen (zumindest kann man diese bei genauer in-augenschein-nehmung am kopfe erkennen), doch auf dem jeweils zugewandten ohre (das auch meist adrett geputzt und vom spärlichen haupthaare nicht bedeckt ist) so gut wie taub sind.
der grund für diese taubheit liegt eventuell in den aus der oftmals nahen küche entweichenden pandämonischen lärmpegeln (geschirrspüler, tellerstapelei, usw. usf.), was mich heute zu der annahme drängte, dass ein ohr der kellner immer belegt ist, also verschlossen, damit er auf der hälfte seiner gehörgänge frei "atmen" kann, seine privaten gedanken quasi in diesen bereich der eustachischen röhre ablagern kann. auch ein kellner will leben...
doch archaische figuren benötigen einen namen. ich habe heute spontan wortblödelnd den namen zyklober erfunden, und werde ihn in hinkunft für kellner verwenden, die auch auf deutlichste zurufe nicht einmal mit der wimper zucken und so tun, als sei der gast die aufdringlichste störung, die im cafehaus vorfallen kann.
david ramirer - Mittwoch, 18. April 2007, 21:00
es ist ungerecht, wenn ein kunstwerk in zu engem kausalen bezuge zum urheber gesetzt wird. selbstverständlich ist ein kunstwerk teil desjenigen, der es erschaffen hat, aber eben ein teil der sich gelöst hat und nun auf eigenen beinen steht. genau so ungerecht ist es, wenn kunstmittel (nur) auf der ebene gesehen werden, die die "materielle grundlage" der existenz des kunstwerkes darstellt. das einteilen z.b. von malern in ölmaler, aquarellmaler ist makulatur, genau so wie ein romanautor oder dichter keinen "textproduzenten" darstellt. es ist gerade das unerreichbare erlangte, das in den werken zu leuchtkraft kommt; in bildwerken der unfassbare, geistig greifbare raum der sich auftut; in geschriebenen texten die polyphone musik aus worten, bedeutungen und sprachduktus; in der musik die unmittelbare sprache, die direkt anzukommen vermag, ohne umwege zu benötigen...
von dieser warte aus betrachtet ist das ziel nur durch verfehlen der vermeintlichen zielscheibe exakt zu treffen. auch für das publikum.
david ramirer - Donnerstag, 18. Januar 2007, 08:39
das wort kitsch ist die erste und letzte bastion des kritikers, kunstphilosophen, germanisten und kulturwissenschaftlers gegenüber erzeugnissen und elaboraten, die er mit seinem emotionalen apparat nicht aufzunehmen gewillt ist. statt einer ernsthaften betrachtung des gesehenen vernebelt und selbstkastriert er somit seine metaphern und macht es dadurch auf eine perverse art besprechbar ohne etwas darüber zu sagen.
so wird der kritiker selbst zum kitschproduzenten, zum kleinbürger, zu genau dem, das er anzuprangern glaubt.
david ramirer - Freitag, 12. Januar 2007, 10:49
sich etwas von der politik zu erwarten halte ich für noch gefährlicher, als auf das schicksal zu hoffen, anstatt selbst etwas zu unternehmen.
david ramirer - Dienstag, 9. Januar 2007, 11:09
glücklicherweise unterliegt kunst und kultur keinerlei bürokratischer-zihalistischer grundsätze. es ist keine garantie dafür vorhanden, dass jenes, was in den so genannten "museen" zur begutachtung und kritik gelangt, kulturell bedeutend, ja kunst sein muss. im inneren eines museums gibt der besucher - im idealen fall - seinen gesunden menschenverstand - so er einen besitzt - nicht bei der garderobe zusammen mit dem mantel ab; nein: auch dort ist es möglich, dass er betrogen, belogen und zum narren gehalten wird, die wände des museums trennen die welt rundherum nur scheinbar von einer anderen welt im inneren, die erst dann beginnt, wenn der besucher vor einem kunstwerke steht und es als solches erkennt (und zu erkennen imstande ist). dass solches möglich wird liegt an zwei faktoren: an der qualität des kunstwerkes und am geöffneten geist des besuchers. das museum ist hier oft sogar störend, weil der geist mancher besucher durch die fälschliche annahme, dass in diesen hallen mit sicherheit kunst zu finden sei, benebelt ist wie mit weihrauch.
david ramirer - Dienstag, 9. Januar 2007, 09:31